Wer ist Daniel Graumann?
Musikalisch führte mein Weg von der Blockflöte in der Grundschule, über die Gitarre hin zur Klarinette. Mit der Gitarre musste ich nach meiner Erblindung aufhören und es vergingen ein paar Jahre, bis ich weitermachte.
Autodidaktisch habe ich mir das Klarinettenspiel beigebracht. Dafür habe ich Stücke von Giora Feidman, ein argentinischer Klezmerklarinettisten aus Israel, imitiert und somit mehr und mehr Techniken erlernt.
Zu Beginn dieser Reise hätte ich mir nicht träumen lassen, dass ich tatsächlich mehrmals gemeinsam mit Giora Feidman auf einer Bühne stehen würde. Zu nennen sind aber auch Raul Jaurena (Meister des Tangos auf dem Bandoneon ) und das Quartett Gitanes Blondes.
Viele unvergessliche Musikmomente hatte ich aber auch in meinem Jahr am Institut für Musik in Osnabrück, in dem ich Fähigkeiten des Jazz bei der wunderbaren Saxofonistin Tineke Postma erlernen und mit verschiedenen Künstlern ausüben konnte. Das gipfelte in einer anhaltenden Kooperation mit der Global Jazz Academy in Berlin. Neben der Funktion des Inklusionsbeauftragten, bin ich auch für die Bläser der Jazzfernkurse zuständig. Eine möglichst barrierefreie Musikvermittlung ist uns wichtig und selbst das Team ist inklusiv aufgestellt! 😉
Meiner Meinung nach ist Musik das beste Medium für Inklusion. Aus diesem Grund habe ich in den Jahren von 2008 bis 2012 als Bass- und Bb-Klarinettist in verschiedenen Orchestern im Umkreis gespielt. Die Erfahrungen im Ensemblespiel sind für mich etwas sehr fundamental Wichtiges. An der einen oder anderen Stelle war allerdings die größte Herausforderung beweisen zu müssen, dass man auch als blinder Musiker in einem Orchester spielen kann. Ein Teilerfolg war, dass man von mir nicht mehr ausschließlich als „blinder Klarinettist“ gesprochen hat, sondern über die Musik! Nach einem Auftritt fragte mich eine Mitmusikerin, ob mein Notenständer noch auf der Bühne stünde. Als ich fragte „ich, Notenständer?“ sagte sie „Ach ja, du siehst ihn ja nicht. Ich hol ihn mal her, damit du ihn dir anfühlen kannst.“. Dies ist ein Beispiel dafür, dass ein lockeres Miteinander ohne permanente Gegenwart von Behinderungen möglich ist!
Ein musikalisches Highlight war ein Gedenkkonzert 2015 im ehemaligen Konzentrationslager in Bergen Belsen. Die Eindrücke und die besondere Atmosphäre dieses Ortes waren für mich als Klezmerklarinettisten respekteinflößend. Das Konzert war eine Ehrerbietung den Opfern gegenüber, an der interessierte Zuhörer teilnehmen konnten.
Mal sehen, was die Zukunft bringen wird…